Sonnenmonstranz

 

Im Exerzitienkurs 1980 stellte jemand die Frage: „Warum haben wir als Gebetsgemeinschaft kein eigenes Symbol in der Hauskapelle oder im Heiligtum der Anbetungsschwestern?“ In den daraus folgenden Gesprächen reifte der Entschluss, für das Anbetungsheiligtum eine kleine Monstranz geistig zu erarbeiten und materiell zu schenken.

 

Der eucharistische Heiland, die Christussonne, ist der Mittelpunkt unseres Lebens, unseres All­tags. Als Gebetsgemeinschaft sind wir „von Berufs wegen“ in den Strahlenbereich der Christussonne hineingezogen und sollen von ihr durchdrungen sein.

Das Gefäß, das Christus, die ewige Sonne, trägt, sollte kostbar aber schlicht sein und sich so dem eucharistischen Heiland anpassen, der in der unscheinbaren Hostie den Glanz und das Licht seiner Herrlichkeit verbirgt.

Ein strahlender Kreis – wie eine aufgehende Sonne – birgt die Hostie, die Christussonne. Unsere Augen sehen nur die unscheinbare Hostie und nicht Gott selbst. So haben auch die Jünger die Göttlichkeit Jesu geahnt, aber seine verklärte Gestalt haben nur die drei Apostel auf dem Tabor gesehen. Gott möchte auch uns „Taborstunden“ schenken, die unserem Fassungsvermögen angepasst sind. Gerade die Zeiten vor dem Tabernakel  können zu solchen „Taborstunden“ werden.

 

Die Erarbeitung der Sonnen­monstranz war eine überaus frohe und gnadenreiche Zeit. Alle Mitglieder der Gemeinschaft schenkten sich und ihr Bemühen und machten so die Mon­stranz reich und kostbar. Da schrieb z.B. eine Frau, die schon viele Jahre krank war: „Gott kennt mein Ringen und mein Versagen, die oft unerträglichen Schmerzen auszuhalten und ihm dabei zu vertrauen. Er allein weiß, warum ich diesen schweren Weg gehen muss, aber auch mit ihm gehen darf. Christus - die Mitte meines Lebens, meine Sonne. Ich weiß ja, dass ich gerade dann in der Sonne liege, wenn die Schmerzen kommen. Ich opfere es auf zur Sühne, aber in seinem Sonnenlicht werde ich froh im Leid.“

 

Mancher finanzielle Beitrag war mit einem echten Opfer verbunden. Eine Frau schenkte einen Geldbetrag als Gabe für die Monstranz. Sie sagte ganz schlicht und mit größter Selbstverständ­lichkeit: „Von meiner Rente konnte ich nichts sparen, aber ich habe drei Tage gefastet und nur trockenes Brot gegessen. Das ist mein Beitrag zur Monstranz und Geschenk für den Heiland.“

Am Ende war es wirklich unsere Sonnenmonstranz, geistig und materiell von allen geschenkt.

 

Am 8. August 1982 - dem ersten Taborfest - wurde die Sonnenmonstranz feierlich ge­segnet und mit dem eu­charistischen Heiland ins Anbe­tungsheiligtum ge­tragen.

 

Es war ein Tag großer Freude, an dem man spürte, dass der eu­charistische Heiland der Mittelpunkt unserer Gebetsgemeinschaft ist. Wir brachten ihm unser Geschenk, und er nahm Wohnung darin.

Diese Monstranz ist ein Geschenk für den Heiland. Aber sie ist auch eine Gabe für seine Mutter, denn sie wurde für das Heiligtum geschenkt.

Ebenso ist sie ein Ge­schenk an die Anbetungsschwe­stern. Sie, die jeden Tag im Heiligtum vor die­ser Monstranz beten dürfen, werden sich dadurch ihrer Stellvertretung noch stärker bewusst.

Sie ist ein Geschenk an unsere Gebetsgemeinschaft. Im Symbol der Sonnenmonstranz sind wir geistig geeint. Das Anbetungsheiligtum ist zu einem Ort geworden, an dem wir daheim sind. Wie viel Segen seit diesem Tag von dort für uns und alle, für die wir bitten, ausgegangen ist, können wir kaum ermessen.